Gesunde Hunde, vitale Pferde:
Die Hamburger Tierheilpraktikerin Dr. Silke Volkmann kennt viele Wege, um die Selbstheilungskräfte von Vierbeinern zu stärken und Krankheiten vorzubeugen
Es gab eine Zeit, da hielt Silke Volkmann die Naturheilkunde für Kasperkram. Als promovierte Chemikerin forschte sie am Max-Planck-Institut und betrieb jahrelang medizinische Grundlagenforschung. Eine anspruchsvolle, handfeste Tätigkeit, die mit Globuli und ätherischen Ölen so viel gemein zu haben schien wie Sternemenüs mit Tütensuppen. Nach der ersten steilen Karriere gründete Silke Volkmann eine Familie, widmete sich den Kindern und erfüllte sich ihren Lebenstraum: Sie kaufte ein edles Turnierpferd, begann intensiv mit ihm zu trainieren und verfolgte große Pläne. Doch alles lief schief. Dem Holsteiner Wallach wurde vom Tierarzt wegen unklarer Lahmheit wiederholt Boxenruhe verordnet. Eine Kolik führte zum ersten Klinikaufenthalt, weitere folgten. Doch statt eine Besserung zu erreichen, sah es um den Allgemeinzustand des Pferdes zunehmend düster aus.
Silke Volkmann pflegte eine enge und tiefe Verbindung zu ihrem Tier. Sie spürte, dass die Ärzte etwas Entscheidendes übersahen und musste sich eingestehen, dass das Diagnosesystem der Schulmedizin offenbar nicht ausreichte, um eine Heilung möglich zu machen. Nachdem ihr Pferd schließlich nach einem tragischen Unfall während der Reha eingeschläfert werden musste, begann die Hamburgerin sich tiefer in alternative Behandlungsformen einzulesen, entschied sich gar für eine tierheilpraktische Ausbildung und schloss diese erfolgreich ab. „Plötzlich verstand ich, dass die Schulmedizin zwar Gold wert ist, um im Notfall Leben zu retten“, schildert Silke Volkmann ihren Erkenntnisprozess. „Aber auch, dass sie viel zu spät greift und die Symptome oft nur plump unterdrückt.“ Das große Pfund der Naturheilkunde bestehe darin, mit feinen Antennen die Ursachen zu ergründen, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und das Chi wieder zum Fließen zu bringen.
Das Gefühl, Tiere wirklich heilen zu können, hatte Silke Volkmann trotzdem noch nicht. Zu limitiert erschien ihr das eigene Wissen; zu eingeschränkt die Möglichkeiten für Nicht-Mediziner, an guten Fortbildungen teilzunehmen. Emsig strickte Silke Volkmann an ihrem Netzwerk, bis sie auf Experten stieß, die ihr neue Ansätze näherbrachten. Immer tiefer tauchte sie mit Hilfe ihrer namhaften Dozenten in die Materie ein, belegte einen Kurs nach dem nächsten. Und bekam ein Gespür dafür, was für ihre Werkzeugkiste taugte – und was sich als Humbug erwies.
Davon profitieren inzwischen immer mehr Pferde und Hunde, Tiere mit unklaren Lahmheiten, Rittigkeitsproblemen, Stoffwechselstörungen. „Ihre Schwachstellen, Blockaden oder Verhaltensauffälligkeiten zu ergründen und ihnen zu einem natürlichen Gleichgewicht zurück zu helfen, gab mir ein gutes Gefühl“, erzählt Silke Volkmann. „Doch wann immer ich mit meinem Latein am Ende war, wurde ich wieder neugierig.“ Die Akademikerin merkte, dass nicht jedes Tier auf die gleichen Methoden ansprang. Und sie oftmals einen Plan B benötigte, um nachhaltig helfen zu können. Im Laufe der Jahre erweiterte Silke Volkmann ihr fachliches Spektrum deshalb von der Naturheilkunde und dem Verhaltenstraining über die Physiotherapie, Chiropraktik und Osteopathie bis zur Akupunktur und Aromatherapie. Ihr neuestes Lerngebiet ist die schamanische Transformationstherapie, bei der sich zum Beispiel ergründen lässt, inwieweit ein ungesundes Verhalten des Tieres mit seinem Halter zusammenhängt.
„Manch einer sieht diese Vielfalt kritisch und glaubt, man könne nur einem Schwerpunkt gerecht werden“, sagt die Expertin. „Ich habe mich aber mit jedem der Gebiete ausführlich und sehr gewissenhaft beschäftigt und glaube an meinen ganzheitlichen Ansatz.“ Auch die Halter ihrer Tierpatienten bewerten Silke Volkmanns umfassendes Profil positiv, ebenso wie ihren naturwissenschaftlichen Background. „Durch meine Arbeit in der medizinischen Forschung kann ich natürlich gut einschätzen, was der Tierarzt bislang probiert hat: und wie sich Therapien oder Medikamente auf den Stoffwechsel, die Psyche und den Bewegungsapparat auswirken“, erklärt die Expertin.
Trotzdem hält Silke Volkmann sich nicht für allwissend. Um sich ein umfassendes Bild von ihren Patienten zu machen, zieht sie nicht selten ihr Netzwerk zu Rate: Lässt eine Fellanalyse erstellen, fordert Röntgen- und Ultraschallbilder an, bittet einen Hufschmied um seine Einschätzung, diskutiert auch mit anderen Tierheilpraktikern. „Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinen Kollegen kommt dem Tier zugute und erweitert meinen Horizont,“ so Volkmann. Mittlerweile hat die Quereinsteigerin das Gefühl, dass der Kreis sich langsam schließt. Erfreut stellt sie außerdem fest, dass sich immer mehr Tierhalter an sie wenden, bevor ernsthafte Symptome auftreten, einfach zur Vorsorge und Kontrolle: „Wir besprechen dann beispielsweise, wie man die Ernährung optimal aufstellen könnte“, sagt Silke Volkmann. „Außerdem taste ich die Tiere gründlich ab, sehe sie mir genau an, wirke ersten Anzeichen für Stoffwechselstörungen oder Bewegungseinschränkungen entgegen.“ Jedes Tier gesund zu erhalten oder schnell ins Gleichgewicht zurückzubringen, damit nichts Schlimmeres passiert, das ist Silke Volkmanns Vision. Weitere Infos finden sich auf tierheilpraxis-dr-volkmann.de.
Artikel erschienen im Hamburger Abendblatt 08/2016, Online-Ausgabe