Woran erkennt man eigentlich eine gute Tierheilpraktikerin?

Woran erkennt man eine gute Tierheilpraktikerin?

 

Die Frage nach der Qualität einer Tierheilpraktikerin wird immer mal wieder an mich gerichtet. Und meine Antwort reift und wächst mit den Jahren. Zeit für ein up date!

Die Kurzversion meiner Antwort ist allerdings gleich geblieben. Wer also keine Lust hat, sich die Langversion anzutun, hier die fast-mind-version:

 

Eine Tierheilpraktikerin, die ihre Praxis länger als mind. 3 Jahre betreibt UND  gleichzeitig umsatzsteuerpflichtig ist, kann so viel nicht falsch gemacht haben.

 

 

Wer tiefer in das Thema eintauchen möchte, mag mir an dieser Stelle vielleicht gedanklich folgen.

 

 

Was macht allgemein eine gute Therapeutin aus?

 

 

1.      Respekt und Demut vor dem Wunder des Lebens, der Natur, der Schöpfung.

 

Wildpferd in seiner natürlichen Umgebung

 

Je tiefer unser Verständnis  von den Regulationsvorgängen der Natur wird, desto komplexer stellen sie sich dar. Jede beantwortete Frage, wirft ein Dutzend neuer Rätsel auf. Für mich ist es ganz klar, dass wir einen lebendigen Organismus mit dem Verstand allein nicht erfassen können. Der menschliche Verstand arbeitet streng linear:  Ursache → Wirkung; Eins nach dem Anderen.

Wer auf dieser Grundlage versucht zu therapieren, wird niemals in der Lage sein, das Gesamtsystem mit all seinen Rückkopplungs- und Kontrollmechanismen zu erfassen. Der Fokus liegt dann auf  einer Vereinfachung und Reduktion des Systems, die in den allermeisten Fällen nicht zuträglich ist. Der therapeutische Eingriff auf dieser Basis ist nicht mit allen Konsequenzen überschaubar und damit u.U. eine gefährliche  Manipulation.

Wird das Tier (oder der Mensch) dadurch gesünder, heiler? Häufig eben nicht! Schon allein die Reduktion eines lebendigen Wesens ausschließlich auf seinen physischen Körper greift zu kurz. Das gilt für ein Tier genauso wie für einen Menschen. Es gilt also…

 

2.      Die Ganzheitlichkeit im Blick haben.

 

 

Eine gute Tierheilpraktikerin ist für mich immer jemand, die versucht das Gesamtsystem zu erfassen und sich nicht ausschließlich auf die Ursachenforschung für das vordergründige, störende Symptom begnügt. In welcher Tiefe und wie umfassend das Gesamtsystem Tierpatient erfasst werden kann, hängt von den Fähigkeiten des Therapeuten ab. Verstand allein reicht hier nicht, s. o.

Hilfreich ist es, wenn man mit sehr feinen Sinnen kleinste Temperaturunterschiede, die Veränderung in der Textur des Fells, unterschiedliche Muskelspannungszustände, verräterische Gerüche usw. wahrnehmen kann. Noch besser ist es, wenn man darüber hinaus seine Wahrnehmung schult, sich ganz auf das Tier einlässt und die eigenen Spiegelneuronen zu nutzen weiß.

Was Spiegelneuronen sind und wie sie funktionieren, könnt ihr euch von euren Tieren zeigen lassen. Was passiert denn, wenn man (direkt aus dem Büro kommend)  voller Wut und Zorn auf die Weide stürmt, um schnell sein Pferd  zu holen? Wie reagiert der Hund an der Leine bei einer Hundebegegnung, wenn sich der Mensch bereits im Vorfeld darum gesorgt und sich die peinlichsten Szenarien im Kopf ausgemalt hat?

Dieses System funktioniert sehr zuverlässig. Als Therapeutin kann ich mich dafür  öffnen und so wichtige Informationen von dem Tier abgreifen, z.B. den Pulsbefund. Dies führt direkt zu Punkt 3.

 

3.      Die Fähigkeit zur Empathie

 

 

Empathie ist eben nicht nur die oberflächliche Sympathie für das Tier. Empathie kann mehr sein. Für einen Therapeuten sollte es die Fähigkeit sein, in ein anderes Wesen einzutauchen.

 

 

Beispiel: Wenn ich mein Herz öffne und mit größtmöglicher  Empathie ein Patientenpferd (s. Foto oben) betrachte, dann fühle ich wie unerträglich seine Schmerzen sind, es breitet sich ein flaues Gefühl im Magen aus, mir wird abwechselnd heiß und kalt, kalter Schweiß bricht aus usw. Dies ist bei dem hier gewählten Beispiel bestimmt für viele nachvollziehbar. Es muss aber nicht immer so extrem sein. Ein solches Vorgehen kann  Hinweise auf ein hilfreiches homöopathisches Mittel liefern.  Dies wiederum führt zu Punkt 4.

 

4.      Das Tier immer als Individuum wahrnehmen

 

Jedes Lebewesen ist einzigartig und jedes Wesen verliert auf seine ganz eigene Weise sein Gleichwicht (wird krank).  Also braucht  auch jedes Tier eine ganz individuelle Hilfestellung um wieder zurück ins Gleichgewicht zu finden. Wer jedes Tier mit dem gleichen Symptom immer nach demselben Schema F (z. B. Cox2- Hemmer bei Schmerzen im Bewegungsapparat) behandelt, wird nur einem sehr geringen Teil seiner Patienten wirklich nachhaltig damit helfen.  Eine therapeutische Hilfestellung für das Tier, welche tiefgreifend wirkt, keine Nebenwirkungen hat oder gar Schäden anrichtet, basiert immer auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Tieres und berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse.

Deshalb kann es nicht zielführend sein, wenn Schulmediziner ihre pharmazeutischen Produkte einfach gegen homöopathische Mittel eintauschen,  diese aber dann wie zuvor die Chemie einfach nach Schema F anwenden. Aber auch Tierheilpraktiker, die statt hochwirksamer Chemie Kräuter, Akupunkturnadeln oder Homöopathie einsetzen, dies aber rein mit dem Verstand tun (weil sie von Schulmedizinern so ausgebildet wurden) bleiben in ihrem therapeutischen Tun begrenzt.

Womit wir zu einem Dauerstreitthema  gekommen sind. Was ist besser? Schulmedizin oder Naturheilkunde?

 

5.      Nicht das System (Schulmedizin vs Naturheilkunde) ist entscheidend. Die Anwendung zählt!

 

Die dogmatische Gegenüberstellung von Schulmedizin und Naturheilkunde  und die pauschale Wertung (Schulmedizin schlecht – Naturheilkunde gut oder Schulmedizin wirksam – Naturheilkunde Hokuspokus) ist absoluter Quatsch und wenig hilfreich. Genauso das Mantra-artige Herbeten einiger Kolleginnen, die immer wieder behaupten, dass beide Systeme problemlos nebeneinander und gleichzeitig funktionieren, weil die Naturheilkunde ja angeblich immer auf einer anderen Ebene wirkt, ist keinesfalls allgemeingültig. So können Heilkräuter sehr wohl mit chemischen Medikamenten unerwünscht wechselwirken. Da muss man sich dann für eine Therapieform entscheiden.

Generell sollte man immer die Therapieform nach dem vorliegenden Problem ausrichten und die Ebene berücksichtigen, in der das Problem angesiedelt ist. Es gibt diese unterschiedlichen Ebenen der Regulation. Der renommierte Mediziner und Kinesiologe D. Klinghardt beschreibt diese in seinem  5 Ebenen Modell.  Hierauf genauer einzugehen, würde den Rahmen dieses Blogartikels sprengen.  Entscheidend ist aber, dass der Therapeut erkennt, auf welcher Ebene eine Störung vorliegt und er danach seine Therapie mit den entsprechenden Mitteln/Techniken auswählt. Beispiel: Bei einer traumatischen Angststörung ist der mentale Körper  (3. Ebene) eines Tieres verletzt worden. Hier kann man mit chemischen Medikamenten also Mitteln, die auf den physischen Körper (1. Ebene) wirken, niemals eine Heilung erreichen.

Es ist also wichtig, dass der Therapeut sich stets seiner Grenzen bewusst ist. Was mich zu Punkt 6 führt.

 

6.      Gute Kooperation

 

 

Je besser eine Tierheilpraktikerin ausgebildet ist und je umfangreicher ihr Behandlungsrepertoire ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, das sie hilfreich sein kann. Aber auch der beste Therapeut kann nicht alles können.  Deshalb ist es meiner Meinung nach wichtig, dass Therapeuten sich ergänzen, zusammenarbeiten und sich nicht scheuen Patienten auch weiter zu überweisen.  Gute Therapeutinnen schließen sich deshalb auch schon mal zu Kompetenzverbünden zusammen.

 

 

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